Hotel AngelaHotel Guerro

Von FanoNach Castelvetro di Modena
Tageskilometer: 277.6 kmGesamtkilometer: 4606.5 km
Fahrdauer (ohne Pause): 4h 49minGesamtfahrdauer: 89h 56min
Unterwegs: 8h 11min
Durchschnittsgeschwindigkeit: 57 km/h

Reisebericht

Die Diva hat sich eine Zecke eingefangen! (Mehr dazu später.)

Sie durfte nicht auf die Rennstrecke. Wahrscheinlich wäre der Belag aufgrund des Drehmoments aufgescheuert worden. 😉

Für heute habe ich einen Plan. Aber zuerst Frühstück, packen, bezahlen und los.
Ich bin positiv überrascht vom Hotel Angela. Reichhaltiges Frühstück, richtiger Kaffee (also für uns «Italiener», nicht für Norddeutsche). Ich glaub ich muss mal meinen Papa dorthin schicken, dann muss er mit 86 nicht bis Pescara fahren.
Nach dem Frühstück habe ich mir eine Route zurechtgelegt. Zuerst via Autobahn nach Forlì und anschliessend durchs Hinterland bis Modena. So mache ich zu Begin Strecke und habe doch noch was von der Landschaft und den Kurven.
Nach der Autobahn geht es durch Forlì und da sehe ich bereits die Verwüstungen der heftigen Regenfälle welche die Emilia-Romagna getroffen haben. Überall eingetrockneter Schlamm, am Strassenrand der kaputte Hausrat. Hätte ich das gewusst, wäre ich anders gefahren.
Die Hauptbrücke in der Stadt ist nur in eine Richtung befahrbar. Kurz die Route geprüft und dann via anderer Brücke zurück auf die geplante Strecke.
Es ging durch Rebberge hoch und runter immer tiefer in die Hügel.


Wie ich so dahin fahre, kommt das bekannte Schild:

Gerade aus gesperrt.

Nach links auch gesperrt. Eigentlich kann ich nur zurück in die Richtung aus der ich gekommen bin.

Während ich auf dem Navi nach Alternativen suche, kommt mir die Feuerwehr entgegen. Wie immer wenn ich irgendwo stehe, halten die Leute an und fragen ob sie helfen können. (Ich hoffe nicht, dass es daran liegt das ich eine Guzzi fahre. Oder eben genau darum, Guzzifahrer sind eben sympathisch! Die Underdogs der Motorradszene. FC Bayern kann auch jeder, aber HSV, da leidet man.)
Sie meinten die nächsten 5km sei es ohne Probleme befahrbar, es ist alles geräumt. Für weiter entfernt fehlt ihnen die Info.
Das ist doch schon mal was, also weiter. Und Schwupps waren sie auch wieder unterwegs.


Die Strasse ich ok. Immer wieder Abschnitte die komplett verschüttet waren (zum Teil auf 200m Länge) oder wo die Strasse talseitig mitgerissen / unterspült wurde.
Handbreite Spalten quer zur Fahrbahn, Senkungen / Hebungen, Belag ganz weg nur noch planierte Erde.
Erst jetzt wird mir das Ausmass der Überschwemmungen / Regenfälle bewusst. Immer wieder sind abzweigende Strassen gesperrt, meine zum Glück nicht. (Gut sie war ja gesperrt, aber die Feuerwehr meinte ja, ich kann sie fahren.)
Ein Bagger kommt mir entgegen, ich halte ein kurzen Schwätzchen mit dem Fahrer. Wir sind beide sehr betroffen.
Dann komme ich nicht mehr weiter. Eine Strasse noch nicht geräumt von Hangrutsch. Wieder einmal durfte ich in der Steigung die Diva wenden.

Hangrutsch an der Strasse, die Aussicht aber schön.

Alles zurück. Bei einem Haus halte ich an und spreche mit den Einheimischen. Die zweite Strasse fehlt komplett. Sie meinten, oben durch komme ich nicht nach Modena, keine Chance. Ich muss die 20km zurück nach Faenza und untendurch auf der SP9 oder der Autobahn. Aber aufpassen viele Blitzer dort.
Sie seien froh, dass zumindest ein «Ausweg» wieder offen sei. Trotz dem Erlebten waren sie freundlich, offen und guter Hoffnung, das es schon wieder gut kommt. Das war schön zu erleben.
In Faenza war es noch schlimmer mit der Überschwemmung. Ganze Strassenzüge mit dem Hausrat zugestellt. Brücken fehlen.
Ist schon heftig sowas mit ansehen zu müssen. Sorry, ich habe extra keine Bilder gemacht. Ich mache hier keinen Katastrophentourismus.

Auch dort die lokale Gastronomie unterstützt. Die Panzerotti waren super!


Die SP9 ist wirklich zugepflastert mit Radarkästen. Ich weiss aber nicht warum, dort staut es sich ja nur!
An einer Ampel einen Einheimischen gefragt, der meinte nur, dass ist jeden Abend so, wenn die Menschen aus Bologna heimkehren.
So quäle ich mich bei der Hitze mit den Anderen in Richtung Modena. Links passiere ich ein Schild eines Imkers. Gewendet und hingefahren. Die Dame war sehr nett. Sie hat 600 Völker, die sie verteilt. Auch sie hat einige Völker während der Unwetter verloren. Es wären mehr gewesen, wenn sie nicht die ganze Nacht durch versucht hätte die Bienen zu retten.
Fleissig Honig gekauft und mir ihr noch darüber gesprochen, dass ich seit Bari an keiner Ölmühle vorbeigekommen bin.
Sie meinte in Brisighella gäbe es einen. Aber dann sofort, da käme ich aber nicht hin im Moment. Aber dann viel ihr der Frantoio Valsanterno in Imola ein. Laut Homepage zu. Donnerstag ist sie nie da. Die Imkerin hat extra für mich angerufen, ob jemand da wäre. Yepp, ich kann vorbeikommen, was ich auch gemacht habe.
Ein wenig gesucht, dann die gekieste Auffahrt hoch, die Steine haben nur so geknallt an meinen Reifen und Schutzblech.

Sie haben drei Sorten und sind die einzige Ölmühle in der Emilia-Romagna. Sofern ich sie richtig verstanden habe. Das Problem ist folgendes: Wenn ich italienisch mit den Einheimischen rede, dann geben die richtig Gas (im Gegensatz zum Anfahren an der Ampel). Aber dann verstehe ich wieder nicht alles.
Sie suchen übrigens noch Wiederverkäufer.
In zwei Tranchen eingekauft. Ich musste den ersten Teil zuerst verstauen, Honig hatte ich ja auch schon gekauft. Öl und Honig zuunterst in den Seitenkoffer, dann Kleider rauf und das Daypack für die letzte Nacht auf dem Soziussitz.
Beim Losfahren, dann schwabbelnd über den Kies. Hoppla, der Öltanker hat nun aber ganz schön Tiefgang.
Draussen auf der asphaltieren Strasse nicht besser, Vorderrad angeschaut, platt. So eine Kacke.
Zurück auf das Anwesen geschwabbelt und einen Schattenplatz gesucht.

Und siehe da:

Ja, das war ein Volltreffer. Diese Zecke zieht die Luft raus (sozusagen das Blut des Reifens.)

Mittlerweile kam die Angestellte wieder raus und wollte einen Pannendienst rufen. Ich: «Neh, habe alles im Griff.»

Notfallkit für die Reparatur schlauchloser Reifen. Schon mal am Winterreifen des Autos gemacht, hielt jahrelang.
Nun ist der Reifen in der Pubertät, hat einen hässlichen Pickel bekommen.

Die ganze Reparatur hat 24min gedauert (Zeitstempel erstes Foto mit dem Nagel –> Zeitstempel Pickelfoto).
(Das Knallen und Kratzen beim Hinfahren war der Nagel im Reifen und am Schutzblech.)

Detail am Rande: Nach jeder Gaskartusche habe ich den Luftdruck beobachtet. War immer Null! Ich dachte bereits, ich mache was falsch.

Nach der 4. Kartusche ist es mir dann eingefallen. Der Drucksensor liegt ja am Boden und nicht auf dem Ventil. Wie soll ich diese sonst in den Reifen entleeren…
Mit 4 Kartuschen war der Druck dann bei 2.5 Bar, was die Standardeinstellung für vorne ist.

Entdeckt habe ich auch eine Grafikfunktion, falls man mal im Stau steckt und Zeit zum spielen hat.

So genug Pleiten, Pech und Pannen.

Runter vom Platz in der Hoffnung nicht noch mehr Nägel anzuziehen.

Weiter zum Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Leider liessen sie die Diva mit dem Gewicht und dem reparierten Reifen nicht auf die Strecke, so muss es dieses Foto tun.

Die hatten nur Angst, dass ich die Rundenzeiten der Ducatis pulverisiere.

So für heute war es genug. Ich quälte mich auf der SP9 in Richtung Castelvetro di Modena, bis es mir zu bunt wurde. Irgendwan schnallte ich, dass es noch 70km im Abendverkehr waren UND ich noch nicht durch Bologna war. Also ab auf die Autobahn, schneller, und mehr Luft zur Abkühlung.
Kurz die tägliche Tankung verrichtet:


Anschliessend im Hotel Guerro eingechecked. War via Booking frei, angefahren, gefragt, mit Rabatt bezahlt.
Ausziehen, Duschen, Anziehen, Fussmarsch zur Hosteria del Rio.
– Tagliatelle mit Steinpilzen
Parmigiano mit Zucchetti
– Mascarpone mit Eigelb und Kakaopulver oben drauf
Es gab nichts auszusetzen. Ausser, dass der Elektriker dort war, und er immer wieder die Hauptsicherung auslöste. Nachher stellte sich heraus, dass er eine GS fährt, da war alles klar. Die sind Defekte und deren Behebung nicht so gewohnt.
Heim und ins Bett. Morgen geht es heim.

Wie immer:

Prost! (Die Biere werden grösser hier. Sind immer 660ml. Komisches Mass.)

Übersichtskarte

GPX Track

Relive Video (wie immer ohne Ton, wegen Büro und so)

Guzzi Statistik

Gangwechsel

GangAnzahlDauer (HH:MM)RPMSpeed
1. Gang2200:24520059
2. Gang3210:35470070
3. Gang2950:555400155
4. Gang1940:385600123
5. Gang940:295100128
6. Gang391:146400180
Total11634:18

Verbrauch

Benzinverbrauch Guzzi4.8 L/100km
Benzinverbrauch errechnet6.2 L/100km
Durchschnittsgeschwindigkeit52 km/h

Ausgaben

TotalHeute Total
Benzin50.90 / 27.53 L473.59 / 283.72 L
Übernachtung / Frühstück68.001067.00
Essen / Trinken sonst61.00737.25
Mautgebühren / Taxi / Führung / Versicherung10.056.90

6 thoughts on “Tag 21 – Do., 01. Juni 2023

  1. wegen dem gs-elektriker-joke😂😂
    und vor allem wegen dem respekt vor den hochwasseropfern👍
    p.s. bin aus «deiner» schweiz zurück, von land und leuten angetan und komme wieder!
    fühle mich aber auch wie du in italien am wohlsten 🤭!
    weiterhin gute fahrt und schreib mal wieder einen schönen reisebericht!

    1. Sehr schön.
      Meine nächste Guzzi hat eine Wasserkühlung. Die hat sich auf dem Balkan als sehr effizient erwiesen. 🙂
      Aber eine Stelvio muss es sein.

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